4
Bilder aus der Heimatkunde Pommerns.
Unfruchtbarkeit des Höhenzuges. Da auf der Oberfläche des Höhenzuges
vielfach Kies und gelber Deckfand lagern, ist er im allgemeinen wenig fruchtbar. Viel-
fach trifft man kahle, unbewaldete Höhen, die mit Ginster und Heidekraut bestanden
find. Die Erträge der Felder sind meist gering. Roggen und Kartoffeln liefern
nur spärliche Ernten, am besten gedeiht der Buchweizen. Das Getreide leidet sehr
unter den rauhen Ost- und Nordwinden und den häufigen Nachtfröfteu. Bedeutend
ist die Schaf- und Gänsezucht auf dem Höhenzuge. Die Dörfer liegen weit verstreut
in den einzelnen Tälern. Der Landrücken gehört zu den am dünnsten bevölkerten
Gegenden Deutschlands, auf 1 qkm kommen nur 30 Einwohner, während der Durch-
schnitt 112 Einwohner beträgt.
Waldreichtum. Ein großer Teil des Höhenzuges ist bewaldet. Vorherrschend sind
ausgedehnte Kiefernwälder, daneben aber findet man auch herrliche Eichen-und Buchen-
Wälder. Das Holz wird als Nutz- und Brennholz verwendet. Auf dem Waldreichtum
des Höhenzuges beruhen die Streichholzfabriken in Lauenburg und Zauow und die
Papierfabrik in Hammermühle bei Rummelsbnrg. Die Wälder sind vielfach im Besitz
des Staates und werden vortrefflich gehegt und gepflegt, denn sie bilden nicht nur
eine vorzügliche Einnahmequelle, sondern sie halten auch die Niederschläge sest. Wald-
reiche Gegenden haben infolge der größeren Abkühlung häufiger Regen als nnbewaldete.
In den Wäldern lebt zahlreiches Wild: Hirsche, Rehe, Hasen, Wildschweine, Reb-
Hühner und Fasanen.
Küstenflüsse. Ans dem Höhenzuge haben die vielen pommerschen Knstenslüfse
ihre Quellen. Nach N fließen Leba, Lnpow, Stolpe, Wipper, Persaute mit der Radü,
Jhna und Plöue. Nach 3 zu fließen Drage, Küddow und Brahe. Auf ihrem Laufe
treiben die Flüsse zahlreiche Getreide- und Schneidemühlen. Auf einigen wird auch
Holz geflößt. Für die Schiffahrt fmd aber alle zu schmal und zu wasserarm.
Das Pommersche Flachland.
Bodengestalt. Zwischen der Seenplatte und der Ostseeküste breitet sich das
Pommersche Flachland aus. Tie Oder teilt dasselbe in das Vor- und Hinterpommersche
Flachland. In der Pyritzer Bucht schiebt es sich am weitesten nach Süden vor. An
dem Lauf der zahlreichen Küstenflüsse erkennt man, daß sich das Flachland in Hinter-
pommern von 80 nach Nw, in Vorpommern dagegen hauptsächlich von 3 nach N zu
abdacht. Die Oberfläche ist ein welliges Hügelland. Lieblich wechseln Berg und Tal
miteinander ab. Seine durchschnittliche Höhe beträgt 50—60 m über dem Meeres-
spiegel. Größere Erhebungen finden sich nur vereinzelt, die bedeutendsten sind der
Gollenberg bei Köslin (137 in), der Klorberg bei Schivelbein (177 m) und der Revekol
am Gardeschen See (115 in). Völlige Ebenen treffen wir nur au wenigen Stellen
an, z. B. im Pyritzer Weizacker und in Vorpommern. In den Niederuugen befinden
sich zahlreiche Wiesen, Torfmoore, Sümpfe und Seeu.
Bodenbeschasfenheit und Ackerbestellung. Unter der Humusdecke, die
hauptsächlich aus verwesten Pflanzenstoffen besteht, lagern verschiedene Erd-
schichten. Ton, Lehm, Mergel, Sand und Kies wechseln ab oder sind miteinander
vermischt. Von der Dicke der Humusschicht und der Beschaffenheit der darunter
liegenden Erdschicht hängt die Fruchtbarkeit des Bodens ab. Sand und Kies geben
ein unfruchtbares, Ton und Lehm dagegen ein fruchtbares Ackerland. Am unfrucht-
barsten ist der gelbe Dechand, der durch die Gletscherwasser aus dem Lehm aus-
gewaschen und fortgeschwemmt worden ist. Er bedeckt weite Flächen, besonders in
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Friedrichs des Großen Sorge für Pommern. 23
Lande gehaust. Raub, Brand und Plünderung, Mord und Gewalttat waren an der
Tagesordnung und erinnerten an die schlimmsten Zeiten des Dreißigjährigen Krieges.
Das Städtchen Ratzebuhr soll nicht weniger als dreinndzwanzigmal von den Russen
ausgeplündert worden sein. Das kleine, arme Bärwalde, das nur 472 Einwohner zählte,
mußte in drei Jahren über 3500 Taler an die Russen zahlen. In Neustettin konnte der
Steuererheber schon im Juni 1759 in drei Tagen nicht mehr als 1 Sgr. 6 Pf. = 18 Pf.
eintreiben, und die Bürger von Gollnow erklärten im September desselben Jahres,
sie seien nicht imstande, auch nur eiuen Pfennig aufzubringen, auch wenn man ihnen
mit Henken drohe. Trotzdem Pommern zum größten Teil beständig in den Händen
der Russen und Schweden war, haben die Bewohner ihre Vaterlandsliebe in der
schönsten Weise bewiesen. Die pommerschen Regimenter fochten auf den Schlacht-
feldern des Siebenjährigen Krieges mit der größten Tapferkeit, und die Bewohner
haben auch die drückendsten Abgaben bereitwilligst geleistet. Dafür dankte ihnen
Friedrich der Große alsbald durch die Tat.
2. Erste Hilfe. Schon im Jahre 1762 ließ der König 6000 Wispel Roggen und
2000 Wispel Hafer (1 Wispel = 13,19 hl) unter die Bewohner verteilen. Nach dem
Frieden wies er eine halbe Million Taler für die Wiederernenernng Pommerns an.
Für dieses Geld wurden Pferde, Rindvieh, Schafe, Getreide, Ackergerät und Mehl
in großem Umfange angeschafft. Außerdem überließ der König den Bauern und
Gutspächtern 12 300 Militärpferde. Durch Gewährung von Bauprämien erreichte
er, daß innerhalb eines Jahres fast alle zerstörten Häuser und Stallungen wieder auf-
gebaut wurden. Den Domänenpächtern erließ er die Pacht und mehreren Kreisen
die Grundsteuer auf längere Zeit. Nachdem fo die schlimmsten Schäden ausgebessert
waren, ging der König wieder an seine Friedensarbeit, die sich fast auf alle Gebiete
der menschlichen Tätigkeit erstreckte.
3. Kolonisation. Fortgesetzt lud der König Ausländer ein, sich in Pommern
niederzulassen. Aus der Pfalz, Mecklenburg, Polen, Schwedifch-Pommern, Sachsen
und Schwaben strömten Kolonisten herbei. Die Zahl der Ansiedler wird auf 26 000
geschätzt. 159 Dörfer verdanken dem Könige ihre Gründung. Am zahlreichsten waren
diese Kolonien in den Kreisen Ückermünde, Randow, Greisenhagen, Nangard, Kolberg
und Neustettin. Die Kolonien führen zum größten Teil den Namen von Angehörigen
des Königshauses, von Ministern, Generalen und andern verdienten Männern, z. B.
Zedlitzfelde, Finkenwalde, Sydowsane, Brenckenhosswalde, Karolinenhorst, Arnims-
Walde, Friedrichsfelde usw. Durch die Kolonisten wurde dem Lande ein Strom frischen
Lebens zugeführt. Die Ansiedler folgten in so großer Zahl dem Ruse des Königs,
weil sie in Preußen viele Vorrechte genossen und ungestört ihrem Glauben leben
durften. — Durch Trockenlegung von Sümpfen und Brüchen und durch Rodung von
Wäldern suchte der König neues Ackerland zu gewinnen. So wurden die Brüche der
Oder und Plöne sowie das große Bruch bei Schmolsiu entwässert. Ferner ließ er
den Lauf der Jhna und Leba regeln und den Wasserspiegel der Seen bei Neustettin
sowie des Madüsees tiefer legen. Dadurch wurden letzterem 3500 ha Land abge-
wonnen. Zu dieser Kolonisation zog der König neben dem Adel auch die Städte herau.
Stettin mußte eine Reihe von Kolonien gründen: Langenberg, Schwankenheim,
Schwabach, Wolfshorst, Friedensburg und Finkenwalde. Andre Städte, wie Demmin,
Pasewalk, Massow, Pyritz, Kolberg, Köslin u. a., zwang er, Teile ihres Stadtwaldes
zur Ansiedlnng herzugeben. Die Wälder Pommerns waren während des Sieben-
jährigen Krieges zum großen Teil abgeholzt worden. Friedrich ließ sie wieder
sorgfältig aufforsten und schonen. Wiederholt regte er die in Pommern unbekannte
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs Gollnow Friedrich_der_Große Friedrich Randow Langenberg Massow Friedrich Friedrich
Das Pommersche Flachland.
5
der Nähe des Pommerschen Urstromtales. Diese Sandebenen sind zun: größten Teil
mit Kiefernwald bestanden. Der größte Teil des Pommerschen Flachlandes ist für
den Ackerbau wohlgeeignet. Sehr oft mangelt es dem pommerschen Boden an Kalk
und verschiedenen Salzen, welche die Pflanzen notwendig zu ihren: Wachstum ge-
brauchen. Darum muß der Landmann fast überall Kalk und Kunstdünger verwenden.
Die wichtigsten dieser Düngemittel sind: Kaimt (Abraumsalz), Thomasschlacke, Super-
phosphat, Chilesalpeter, Guano (Vogeldünger) und Knochenmehl. Um festzustellen,
welche Stoffe einem Acker fehlen, ist es von Wichtigkeit, daß er von einem Chemiker
untersucht wird. Da die Pflanzen dem Boden fortwährend Nahrung entziehen, so
wird er mit jeder Ernte magerer; deshalb muß der Landwirt stets für genügenden
Ersatz sorgen. Dies geschieht, indem er den Acker düngt. Weil jede Pflanzenart
besondere Nahrungsstoffe verlangt, spielt die Fruchtfolge in der Landwirtschaft eine
große Rolle. Baut der Landmann z. B. zwei oder gar drei Jahre nacheinander die-
selbe Frucht auf demselben Felde, so wird der Ertrag mit jedem Jahr geringer. —
Die Erträge der Felder hängen zu einem großen Teil von der Bestellung des Ackers
ab. Je tiefer der Boden gepflügt wird, desto tiefer können auch die Wurzeln der
Pflanzen in ihn eindringen. Der gepflügte Acker muß möglichst lange den Einflüssen
der Wittemng, dem Sonnenschein und Regen, dem Frost und der Hitze ausgesetzt sein;
denn diese bewirken eine schnelle Verwitterung der Humuserde. Vor allem hat der
Landmann durch fleißiges Eggen dafür zu sorgen, daß die Unkräuter zerstört werden,
weil diese dem Getreide Licht, Luft und Nahrung rauben. — Die wichtigste Feldfrucht
Pommerns ist der Roggen. Dieser gedeiht selbst auf dem wenig fruchtbaren Boden
des Höhenzuges und in den sandigen und moorigen Gegenden der Küstenebene. Wo
der Boden fruchtbarer ist, wie im Rügeuwalder Amt, bei Pyritz und in Vorpommern,
da wird auch Weizeu angebaut. Daneben sät der Landmann hauptsächlich Hafer
und Gerste, diese verwendet er zum größten Teil als Viehfutter. Weuu der Bodeu
gar zu unfruchtbar ist, so wird er mit Buchweizen bestellt. Unter den Hackfrüchten
nimmt die Kartoffel die erste Stelle ein. Sie bildet neben dem Brot das Haupt--
Nahrungsmittel der Bevölkerung. Der größte Teil der Kartoffeln aber wird zur Füt-
ternng des Viehs, insbesondere der Schweine, verwendet. Außerdem gewinnt man
aus ihnen Spiritus und Stärkemehl. Pommern besitzt mehrere hundert Spiritns-
breuuereieu und viele Stärkefabriken. In den fruchtbarsten Gegenden nnfrer Provinz
hat der Anbau der Zuckerrüben eine große Ausdehnung angenommen. Außerdem
baut der Landmann eine große Anzahl von Futterpflanzen, z. B. Serradella, Lupinen,
Klee, Luzerne, Wrnken, Runkelrüben, Mohrrüben n. a. Bedeutend ist auch der Flachs-
bau Pommerns.
Viehzucht. In engem Zusammenhange mit dein Ackerbau steht die Viehzucht.
Beide sind miteinander unzertrennlich verknüpft. Das Pferd hilft dem Landmann
den Acker bestellen, während ihm das Rind die süße Milch und das Schaf die weiche
Wolle liefert. Die beiden letztgenannten Tiere sowie das Schwein nützen ihm außerdem
durch ihr wohlschmeckendes Fleisch. Besonders wertvoll ist für den Landmann der
Dünger, den ihm die Viehwirtschast liefert; ohne diesen könnte er ans die Dauer den
Ackerbau nicht betreiben. Den größten Nutzen aber erzielt er dadurch, daß er sein Korn
und seine Futtervorräte zur Aufzucht und zur Mast der Haustiere verwendet. — Die
erste Stelle in der Viehwirtschaft nimmt die Rindviehzncht ein. Diese hat in Pommer,:
in den letzten dreißig Jahren einen gewaltigen Fortschritt zu verzeichnen. Fast überall
trisst man entweder die schwarzbunte holländische oder die rote friesische Rasse an.
Das kleine und magere pommersche Rind verschwindet immer mehr und mehr.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
6
Bilder aus der Heimatkunde Pommerns.
Infolge der vielen Molkereien, die überall im Lande erstanden sind, kann der Landmann
seine Milch viel besser verwerten als früher; darum hat sich auch die Zahl der Rinder
ganz bedeutend vermehrt. Der Landmann verwendet jetzt auch viel mehr Sorgfalt
auf ihre Pflege als in früheren Jahren. Der Wohlstand, den man heute fast in allen
pommerschen Dörfern antrifft, beruht zu einem großen Teil auf der ausgedehnten
Milchwirtschaft. — Da Milch und Kartoffeln die Hauptnahrung des Schweines bilden,
so ist es leicht erklärlich, daß auch die Schweinezucht in Pommern in hoher Blüte steht.
Unsre Provinz liefert mit die meisten Fettschweine in Deutschland. Der größte Teil
derselben wird nach Berlin verkauft. Gezüchtet wird hauptsächlich das fleischige eng-
lische Schwein. — Auch die Pferdezucht ist in Pommern nicht unbedeutend. Dazu
trägt besonders das Landesgestüt in Labes bei, das an vielen Orten Zuchthengste
unterhält. — In der Schafzucht nimmt Pommem die erste Stelle unter den preu-
ßifchen Provinzen ein. Sie wird besonders in den unfruchtbaren Gegenden des Höhen-
zuges betriebeu. In den letzten Jahren ist sie aber stark im Rückgange begriffen, weil
der Preis der Wolle durch die ausländische Konkurrenz (Australien) sehr gesunken ist.
Gezüchtet wird das spanische Merinoschaf und das grobwollige pommerfche Land-
fchaf. — Viel zu wünschen läßt noch die Geflügelzucht. Eine Ausnahme macht nur
die Gänsezucht. Pommersche Spickgänse sind weit und breit berühmt. Zu erwähnen
ist endlich noch die Bienenzucht, die immer mehr in Aufnahme kommt.
Das Pommersche Küstenland.
Strandseen. Hinter den Dünen liegt eine ganze Reihe von Strandseen; von
diesen sind die größten: der Lebasee, Gardesche See, Vietzker See, Buckower See und
der Jamunder See. Fast alle sind von großen Sümpfen und Torfmooren umgeben,
das bedeutendste ist das Lebamoor, das sich bis nach Lauenburg hinzieht. Atte
diese Strandseen und Moore sind wohl ursprünglich Meeresbuchten gewesen. Durch
die Meeresströmung, die an der Küste entlang streicht, haben sich zunächst vor den
Buchten Sandbänke gebildet. Diese sind im Laufe der Zeit immer breiter und höher
geworden. Die Strandseen haben nur eine geringe Tiefe (3—5 in), sie stehen mit
dem Meere meist durch eine schmale Wasserstraße, Tief genannt, in Verbindung. Da
die Strandseen sehr fischreich sind, liegen an ihren Ufern zahlreiche Fischerdörfer.
Moore und Moorkultur. Die Sand- und Moorzone zieht sich fast an der ganzen
hinterpommerfchen Küste entlang. Sie hat eine Breite von 2—20 km. Der Torf,
der sich hier hauptsächlich aus Seepflanzen gebildet hat, liefert ein vorzügliches
Brennmaterial. Der Boden ist wenig fruchtbar; nur Kartoffeln und Roggen kommen
hier fort. Im Frühjahr hat die Saat viel unter den strengen Nachtfrösten zu leideu.—
Große Erfolge hat man in jüngster Zeit durch die Moorkultur erzielt. Das Moor
wird zunächst durch breite Gräbeu eutwässert, dann bedeckt man es mit einer 20 cm
starken Sandschicht. Diese erstickt die Moorgewächse, so daß alle Nährstoffe der
Saat verbleiben, zugleich schützt sie die zarten Würzelchen des Getreides vor dem
Erfrieren. So hebt der Sand die Nachteile des Moores auf, das Moor aber teilt dem
Sande seine Feuchtigkeit mit. Wird der Bodeu nun tüchtig mit Stalldünger und
Kaimt (Abraumsalz) gedüngt, so gedeiht die junge Saat gar prächtig. Je größer sie
aber wird, desto mehr schickt sie ihre Wurzeln in das Moor hinab, wo die ungeheure
Menge vermoderter Pflanzen reiche Nahrung darbietet. Solch ein urbar gemachtes
Moor kommt an Fruchtbarkeit dem besten Weizenboden gleich. Die bedeutendsten
Moorkulturen Pommerns befinden sich im Lebamoor.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Extrahierte Ortsnamen: Pommerns Pommern Deutschland Berlin Pommern Labes Australien Gardesche_See Buckower_See Lauenburg Pommerns
Rügen.
17
Lebewesen finden. Sie lebten auf dem Grunde des Meeres und haben im Laufe
der Jahrtausende diese gewaltigen Kreideschichten aufgebaut. In späterer Zeit hat
sich der Meeresboden gehoben und ist trockenes Laud geworden. In der Kreide be-
finden sich zahlreiche Feuersteine und Donnerkeile. Letztere sind die Reste des Tinten-
sisches, der auch ein Bewohner des Kreidemeeres war. Die Kreide wird in zahlreichen
Brüchen bergmännisch gewonnen. Wegen ihrer Feinheit eignet sie sich vorzüglich
zum Schreiben, außerdem wird sie zur Herstellung von Farben, Kitt, Zement usw.
verwendet. — In der Nähe der Stubbenkammer liegt im Schatten gewaltiger
Buchen der berühmte Hertasee. An dessen Ostseite erhebt sich ein 30 in hoher Erd-
wall, die Hertaburg. Hier stand der Sage nach der Tempel der Göttin Herta. In
Wirklichkeit haben wir es hier wohl mit einer alten Wendenburg zu tun. Ähnliche
Burgen befanden sich noch bei Garz auf Rügen und bei Arkona. — Am Nordufer der
Prorer Wiek liegt der berühmte Badeort Saßuitz-Crampas, der alljährlich von
vielen Tausenden von Badegästen besucht wird. An den sanften Abhängen der Hügel
erheben sich prächtige Villen, die von schönen Gärten und einem herrlichen Buchen-
walde umgeben siud. Saßnitz besitzt einen großen Hafen, der durch eine gewaltige
Mole geschützt ist. Er bietet den Schiffen Schutz bei stürmischem Wetter. Saßnitz ist
durch eine Dampffähre mit Trelleborg in Schweden verbunden. Am entgegengesetzten
Ende der Prorer Wiek liegt der zweitgrößte Badeort Rügens, das aufstrebende Binz.
4. Wittow. Im No von Jasmund liegt die Halbinsel Wittow. Beide sind durch
einen schmalen Dünenstreifen, die Schaabe, verbunden. Auch diese Halbinsel ist eine
Hochfläche, die im 0 und N steil zum Meere abfällt. Auf Wittow ist die Lehm-
decke besonders stark, infolgedessen ist der Boden sehr fruchtbar und trägt vorzüglichen
Weizen. Man bezeichnet die Halbinsel wohl als die Kornkammer Rügens. — Der
nördlichste Punkt Wittows sind die Kreidefelsen von Arkona, die wie eine trotzige
Warte in die See vorspringen. Auf dem Vorgebirge erhebt sich ein Leuchtturm, dessen
Drehfeuer 60 km weit auf die See hinausleuchtet und die Schiffe vor Annäherung
an den gefährlichen Strand warnt. Außerdem läßt bei Nebelwetter ein mit Dampf
getriebenes Nebelhorn (Dampfsirene) seine warnende Stimme weithin ertönen. In
der Nähe des Leuchtturmes stand der Tempel des Wendengottes Swantewit, der von
einem hohen Burgwall umgeben war. 1168 wurden Burg und Tempel von dem
Dänenkönige Waldemar I. zerstört.
5. Mönchgut. An den Rumpf Rügens schließt sich im 30 die Halbinsel Mönch-
gut. Sie führt diesen Namen, weil sie früher dem Kloster Eldena gehörte. . Mönch-
gut wird durch mehrere Buseu, die tief in das Land eindringen, reich gegliedert,
deshalb hat man die Halbinsel wohl als ein Rügen im kleinen bezeichnet. Mönchgut
ist aus fünf Inseln zusammengewachsen. Die ursprünglichen Inseln treten uns heute
in Form von Hügeln entgegen. Nur sie eignen sich für den Ackerbau, die Täler da-
gegen sind sandig und unfruchtbar. Die Bewohner Mönchguts ernähren sich Haupt-
sächlich von der Fischerei. Die Bestellung des Ackers geschieht durch die Frauen. In
ihrer Abgeschiedenheit haben die Bewohner mancherlei Eigentümlichkeiten in Sprache,
Sitte und Tracht bewahrt. Auf Mönchgut liegt der Badeort Göhren.
6. Hiddensee. Im Westen Rügens liegt die schmale, aber langgestreckte Insel
Hiddensee. Bis in das 14. Jahrhundert hing sie mit der Halbinsel Wittow durch eine
Nehrung zusammen. Diese wurde aber von einer Sturmflut durchbrochen. Nach N
M steigt das Land allmählich an und stürzt im Dornbusch (72 ni) jäh zum Meere ab.
Auch hier befindet sich ein Leuchtturm. Nur der nördliche Teil der Insel ist fruchtbar,
der 3 dagegen ist eine Sandwüste.
Lemke, Heimatkunde Pommern. 2
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
22
Landeskunde der Provinz Pommern.
2. Die Christianisierung.
Da übernahm auf seine Veranlassung dieses Werk der Bischof Otto
von Bamberg. Im Jahre 1124 kam er, begleitet von zahlreichen Geist-
lichen, unter dem Schutze des Polenherzogs von 8 her in das Land, wurde
von dem Herzoge der Pommern, Wartiflaw, aufgenommen und taufte die
ersten Bewohner des Landes in Pyritz. Dann zog er weiter nach Kammin,
Wollin, Stettin, Kolberg und Belgard, fand hier und da bei den heidnischen
Priestern einigen Widerstand, gewann aber allmählich Anhänger. Er beschränkte
sich indessen mit seiner Tätigkeit auf das Gebiet zwischen Oder und Persante,
und die Christianisierung blieb recht äußerlich. Daher gewann, bald nachdem
der Bischof das Land verlassen hatte, infolge des Einflusses der heidnischen
Priester das Heidentum auch hier wieder die Oberhand, so daß Otto 1128
noch einmal in das Land zurückkehrte. Diesmal kam er von W her mit deutscher
Unterstützung, gewann in Demmin, Usedom, Wolgast und an anderen Orten
für die christliche Lehre Anhänger und besuchte auch die Stätten seiner früheren
Tätigkeit. Cr ließ deutsche Geistliche zurück, aber das Christentum drang
kaum in tiefere Schichten. Erst nach Ottos Tode (1139) wurde 1140 ein
Bistum für das Land gegründet, das anfänglich seinen Sitz in Wollin, später
in Kammin hatte.
Von den deutschen Nachbarn wurde damals besonders das mittel-
pommersche Land arg bedrängt. Der Wendenkreuzzug von 1147, die ge-
wältigen Kämpfe Albrechts des Bären und Heinrichs des Löwen gegen
die slawischen Volksstämme berührten auch pommersches Gebiet, förderten
aber kaum die ruhige Ausbreitung der christlichen Lehre. Rügen blieb ein
Hort des Heidentums, bis 1168 die Tempelburg Arkona von den Dänen
unter König Waldemar und Bischof Absalon erobert und zerstört wurde.
Die Insel mit dem gegenüberliegenden Festlande stand unter einem Fürsten-
geschlechte, das mit dem in Mittelpommern (etwa von der Peene bis zur
Persante) herrschenden Herzogshause verwandt war. In Ostpommern regierte
eine dritte Familie. Daneben geboten im Lande noch zahlreiche Häuptlinge
(z. B. die Swenzonen, Borcke, Putbus, Gützkow).
3. Die'germanisierung.
Durch die Züge des Bischofs Otto war das Land den Deutschen er-
schlössen. Sie kamen erst einzeln, dann bald in größeren Scharen herbei,
besonders als auch die Herzöge sich mehr bemühten, das Christentum in
ihrem Lande wirklich heimisch zu machen. Dazu dienten namentlich auch die
Klöster» die zumeist von Angehörigen des Herzogshauses gegründet und
mit Mönchen aus dem Prämonstratenser- und Zisterzienserorden besetzt wurden.
Die großen Feldklöster (Stolp a. d. Peene, Grobe auf Usedom, Belbuk bei
Treptow a. R., Dargun i. Meckl., Kolbatz, Eldena, Neuenkamp sheute Franz-
bürg) u. a.) wurden Mittelpunkte deutscher Landwirtschaft, da sie für die
Bewirtschaftung ihres stetig wachsenden Grundbesitzes deutsche Bauern herbei-
riefen und ansiedelten. Sie gewannen dem Boden bald reichere Erträge ab,
als es die Slawen vermocht hatten, und so erkannten auch die Landesherren
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: Otto Otto Ottos Albrechts Heinrichs Otto
8
Landeskunde der Provinz Pommern.
Hügelland über. Auf dem rechten Ufer sind die Höhen meist mit prächtigen
Buchenwäldern bedeckt und steigen in drei Teilen über 140 m an. Auf dem
linken Ufer treten die Erhebungen, die den Fluß begleiten, näher an ihn
heran (Iuloberg 83 m, Vogelsang 131 m). Nach N zu wird das Land am
Haffe fast ganz flach, dagegen erhebt sich auf den Oderinseln Usedom und
Wollin, die zum Teil als Ablagerungen der Oder anzusehen sind, das Ufer
an manchen Stellen wieder zu größeren Höhen, die zur Ostsee steil abfallen
sstreckelberg (60 m) und Golm auf Usedom, Togelow- (115 m), Gosan- (95 m)
und Kaffeberg (68 m) auf Wölling. Nach W und 0 zu liegt ein teils welliges,
teils flaches Gebiet. Zwischen Oder und Randow schiebt sich eine niedrige Platte
als Ausläufer des Mecklenburgischen Landrückens nach Pommern hinein mit
Erhebungen von über 50 m.
Die ganze Landschaft hat durch die einstigen Vergletscherungen, die sich
von Skandinavien aus über die Ostsee bis weit nach Deutschland hinein er-
streckten, ihre eigenartige Gestaltung erhalten. Der gewaltige Druck der Eis-
massen hat den darunterliegenden Boden zusammengepreßt und verschoben.
In den Endmoränenlandschaften (z. B. bei Freienwalde) zeigt sich das unruhige
Gelände mit Senken, buckligen Hügeln, Kuppen und Trichtern besonders deutlich.
Der allmähliche Rückgang der Gletscher in langen wiederholten Zeitabständen
und der Abfluß der Schmelzwasser haben das Land weiter zernagt und aus-
gewaschen. Zeugen dieser Eiszeiten sind auch die zahlreichen über das Land
verstreuten gewaltigen Findlings- oder erratischen Blöcke, die aus den skandi-
navischen Gebirgen stammen und beim Schmelzen der Gletscher im Lande zu-
rückgeblieben sind. Sie sind in der steinarmen Ebene ein sehr gesuchtes und
geschätztes Baumaterial.
Solwasser sind an der Küste (z. B. bei Heringsdorf, Swinemünde, Kammin)
erbohrt worden. Kreidebildungen treten auf Usedom und Wollin sowie bei
Stettin zutage. Iuraschichten kommen an der Ostseeküste bei Kammin und in
dem Gebiete östlich vom Großen Haff (Zarnglaff, Klemmen, Schwanteshagen)
vor, Bernstein findet sich an der Küste, indes nicht in besonderer Ausdehnung,
Ton auf den Inseln, am Südrande des Haffes, an den Rändern des Oder-
tals bei Stettin und an der Ucker, Braunkohle in der Stettiner und Star-
garder Gegend. In dem geologischen Zeitalter des Alluviums sind an der
Küste durch Senkungen und Ablagerungen Veränderungen eingetreten, z. B. sind
die Ausflüsse des Haffes erheblich umgestaltet. Moorbildungen nehmen im
Regierungsbezirk Stettin, der in seinem Umfange freilich größer ist als das
sogenannte Odergebiet, mit 1557 qkm etwa 13 °/o der Oberfläche ein. Man
ist an vielen Stellen mit ihrer Urbarmachung beschäftigt.
Die Landwirtschaft steht auch in diesem Teile des Landes unter den
Erwerbstätigkeiten der Bevölkerung an erster Stelle. Im Kreise Pyritz, dem
als Weizacker bekannten Gebiete, werden 72 % der Grundfläche als Ackerland
benutzt- Gemüse- und Obstbau wird in größerem Maßstabe im Greifenhagener
Kreise betrieben; sehr bedeutend ist auch der Kartoffelbau. Den ausgedehntesten
Forstbestand (53 % der Bodenfläche) hat der Kreis ückermünde, in dem die
große Heide eine Fläche von 1550 qkm bedeckt.
Industrie ist in großem Umfange in und bei Stettin vorhanden. Neben
den großen Schiffswerften finden sich bedeutende Zementfabriken (Podejuch,
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Klima. - Größe, Einteilung, Bevölkerung.
19
Von 100 Ks entfielen
in auf Acker- und Wiesenland Wiesen Weiden und Hutungen Waldland Haus- und Hof- räum, öd-, Un- land, Wege, Ge- wässer usw.
Pommern . . Kgr. Preußen Deutsch. Reich 55.1 50,7 48,7 10,3 9.4 11,0 6.2 5,9 5.1 20.6 23.7 25.9 7.8 10.3 9.3
Sehr reich ist die Provinz an Mooren, die fast den achten Teil der
Gesamtfläche einnehmen (451 000 ha). Ihre wirtschaftliche Ausnutzung oder
Entwässerung macht große Fortschritte.
Der Waldbestand umfaßt in Pommern 619175 ha, wovon 158 791 ha
Laubholz und 460 384 ha Nadelholz sind. Mit diesem Waldbestande
nimmt Pommern unter den preußischen Provinzen die siebente Stelle ein;
Posen, Westfalen, Westpreußen, Sachsen und Schleswig-Holstein sind ärmer
an Wald. Im Regierungsbezirk Stettin sind 19°/», Köslin 22 °/0r Stral-
sund 14% des Bodens Waldbestand? der letztere gehört zu den waldärmsten
Bezirken Preußens.
In Pommern ist der Großgrundbesitz auffallend stark vertreten (namentlich im
Regierungsbezirk Stralsund). Domänen sind 138 mit 153 Gütern vorhanden.
Rindvieh und Schweine werden verhältnismäßig nicht viel gehalten, dagegen
nimmt in der Schafzucht Pommern die erste Stelle in Preußen ein, in der Provinz
der Regierungsbezirk Stralsund. Auch die Bienenzüchterei hebt sich mehr und mehr.
Industrie in größerem Umfange finden wir nur bei Stettin und allen-
falls bei Stralsund. Sonst sind wohl Dampfschneidemühlen und Holzpappen-
fabriken zur Ausnutzung des Holzes vorhanden, außerdem Papier- oder
Papierstoffabriken (z. B. in Hohenkrug bei Altdamm und in Varzin) und
zahlreiche Glashütten. Zuckerfabriken gibt es in geringer Zahl (11). Zement-
fabriken haben wir in Podejuch, Jüllchow, Lebbin, Ziegeleien bei Stettin
und ückermünde. Infolge des starken Kartoffelbaues sind in vielen Orten
Brennereien entstanden, ebenso sind zahlreiche Brauereien im Betrieb. Für
die Arbeiter bestanden im Jahre 1912 in Pommern 441 Krankenkassen.
Der Wasserweg ist der gesuchteste? aber die wenigsten Ortschaften
besitzen einen solchen. Bon Flüssen sind außer der Oder in größerem Maß-
stabe nur die Peene und etwa die Ucker schiffbar.
Die Provinz und die einzelnen Kreise sorgen für Herstellung guter, fahr-
barer Straßen. Über 4200 km Chausseen durchziehen das Land.
Das Eisenbahnnetz ist immer mehr ausgebaut worden, besonders in Hinter-
pommern ist eine größere Zahl von Bahnen untergeordneter Bedeutung entstanden.
In der Provinz gibt es etwa 2340 km vollspurige Eisenbahnen und etwa 1200 km
Kleinbahnen. Es kommen auf 100 000 Einw. in Pommern 136, im König-
reich Preußen 91 km, auf 1000 qkm in Pommern 78, in Preußen 107 km
Vollbahnen.
Die älteste Bahn ist die Berlin-Stettiner, welche 1843 eröffnet wurde? wichtig
sind weiter die Linien über Stargard nach Danzig und nach Posen, von Stettin nach
Breslau und nach Lübeck, von Berlin nach Stralsund und Saßnitz.
* 2*
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
4
Wie «S in der Provinz Brandenburg aukfitht.
Hunderte von Wagen raffeln neben den unzähligen Fußgängern durch
die Straßen. Wer einmal auf einem Eisenbahnhofe in Berlin ge-
wesen ist, der kann sich einen Begriff machen von der Menge Men-
schen, die ankommen und abreisen. Und wer durch die Straßen
Berlins gegangen ist und hat in die Kaufläden hineingeschaut oder
in die Fabriken mit den hundert und tausend Arbeitern, dem wird
wohl auch klar geworden sein, daß die Mark und ihre Hauptstadt
mehr Kostbarkeiten und Reichthümer aufzuweisen hat, als irgend ein
anderes deutsches Land. Wohl aber dem, welcher in dem Jagen
und Rennen nach Gewinn das Eine, was noth thut, im Auge
behält, und in dem zerstreuenden Treiben und Leben der großen
Stadt bedenkt, daß die Welt mit ihrer Lust vergeht, wer aber den
Willen Gottes thut, in Ewigkeit bleibt.
Mancher hat sich wohl verwundert gefragt, warum unsere Kö-
nige ihre Residenz in der sandigen Mark aufgeschlagen und sich nicht
eine anmuthigere und fruchtbarere Provinz ausgewählt haben. Weil
sie treue Landesväter sein wollten und wußten, daß es der schönste
Beruf eines Fürsten sei, einem Lande, welches wenig Vorzüge von
Natur hat, durch Fürsorge und Pflege aufzuhelfen. Und in der
That, was die Mark im Laufe der Jahrhunderte geworden ist, das
verdankt sie der hochherzigen Thätigkeit der hohenzollernschen Regenten.
Die Sümpfe sind zum Theil ausgetrocknet, viele Moore und Brüche
sind verschwunden; wo nur Schilf wuchs, gedeiht jetzt Weizen, Rog-
gen und Gemüse; wl> früher das Wasserhuhn wohnte, weiden heute
Heerden auf fetten Wiesen; der sandige Boden ist in Getreidefeld
umgewandelt, Gräben bewässern das dürre Ackerland; der Lauf der
Flüsse ist geregelt, und durch feste, mit Weiden und Buchen be-
psianzte Dämme ist den Überschwemmungen gesteuert. Kanäle ver-
binden die Flüsse mit einander und erleichtern die Schifffahrt.
Wenn man auch die Provinz Brandenburg im gewöhn-
lichen Leben die Mark zu nennen pflegt, so sind doch beide Bezeich-
nungen nicht gleichbedeutend; zur Mark Brandenburg gehörte
auch die Alt mark, welche jenseits der Elbe liegt und jetzt zur
Provinz Sachsen geschlagen ist; dagegen sind zur Mark als abge-
grenzter Provinz die Niederlausitz und mehrere kleine Distrikte
hinzugekommen.
Die Provinz Brandenburg breitet sich von der Elbe bis
weit über die Oder hinüber aus; sie liegt zwischen den Provin-
zen Sachsen, Pommern, Preußen, Posen und Schlesien
und grenzt an die Großherzogthümer Mecklenburg-Streh-
litz und Mecklenburg-Schwerin, an das Königreich Sach-
sen und die Anhaltischen Herzogthümer. Sie zerfällt in die
beiden Regierungsbezirke Potsdam und Frankfurt und den
Stadtbezirk Berlin und hat 2% Millionen Einwohner, wovon
425,000 auf die Hauptstadt kommen.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlins Gottes Brandenburg Sachsen Niederlausitz Sachsen Pommern Posen Mecklenburg-Schwerin Potsdam Frankfurt Berlin
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
6
Wie es in der Provinz Sachsen aussieht.
unter Aufsicht des Staates standen und gehörig in Ordnung gehalten
wurden, mußte öfter ein Landwirth seine Aecker verlassen, weil er
nicht im Stande war, die durchbrochenen Stellen wieder auszufüllen.
Daher stammt noch die Redensart: ,,Er kann nicht mehr deichen,"
welche bedeutet: ,,Er kann sich nicht mehr in seiner Besitzung be-
haupten."
3. Die schwarte Elfter.
Die schwarze Elster entspringt im Königreiche Sachsen, geht dann
ein Stück durch Schlesien und fließt in unserer Provinz an den
Städten El st er werda, Lieben werda, Herzberg und S ch w e i-
nitz vorüber. Die schönen Waldungen des Liebenwerdaer Kreises
sind von vielem Hochwilde belebt. Daneben breiten sich Wiesen und
Sümpfe aus, auf denen große Heerden von Pferden, Rindern und
Gänsen weiden. Nur weniges Land ist bebaut, und dieß liefert kei-
nen sonderlichen Ertrag. Es wird Lein, Hirse, Haidekorn, Hopfen
und Tabak gewonnen. Selbst einiger Wein wächst bei Lieben-
werda. In den Kieferwäldern wird viel Pech und Theer gesotten,
und die Bewohner der Walddörfer beschäftigen sich meist mit dem
Einsammeln von Heidel-, Prcißelbeeren und Pilzen, mit Korb- und
Strohflechten, mit der Anfertigung von Holzpantoffeln und Dach-
spänen. Das in den Wäldern geschlagene Scheitholz wird auf Floß-
gräben nach Elsterwerda und von da in Kähnen aus einem
Kanäle in die Elbe befördert, um Meißen, Dresden und andere
Städte mit Brennholz zu versorgen.
Da, wo die Elster aus Schlesien eben herausgetreten ist, findet
sich auch ein Hüttenwerk, Lauchhammer, in welchem Naseneisen-
stein geschmolzen und verarbeitet wird. In thurmartigen Hochöfen
tvird das Eisen aus dem Erze gewonnen; aus diesem wird in meh-
reren Hammerwerken Stabeisen geschmiedet, und in der Gießerei
werden allerlei Maschinen und Geräthe gegossen.
Auf der linken und rechten Seite der schwarzen Elster ziehen sich
nur unbedeutende Höhen hin; die Gegenden sind meist flach und
sandig, streckenweise auch sumpfig. Obstgärten findet man in den
Dörfern wenig, aber an manchen Orten wird an hohen Stangen
Hopsen gezogen. Was den Leuten an Obst abgeht, ersetzen sie sich
durch den Honig, den die Waldbienen in Menge eintragen. In den
Städten, wie in Herzberg, wird Tuch gewebt und Töpsergeschirr
gebrannt, auch viel Flachs wird hier aus den Markt gebracht.
Am untern Lause sind auf der rechten Seite die Anhöhen mit
Wein bepflanzt, und Weinbergshüuser schauen freundlich in die Ge-
gend hinab; sonst ist aber auch dieser Strich eben, sandig und un-
fruchtbar; die Felder haben auch oft von Ueberschwemmungen zu
leiden.
Zwischen der Elster und Elbe liegt das Schloß Annaburg,
in welchem 400 Knaben verdienter Soldaten fast unentgeltlich er-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]